Donnerstag, 28. November 2013

Gaisburger Marsch

Die schwäbische Küche ist nicht nur besonders lecker und schmackhaft, sondern auch in ihrer Namensgebung bemerkenswert.

Als nüchterne Ostwestfälin konnte ich mich zunächst gar nicht genug über die wunderbaren Namen der Gerichte wundern und entzücken: Heilbronner Leibgericht, Bubespitzle, Nonnefürzle oder eben Gaisburger Marsch. 

Als Nicht-Einheimischer kann man sich beim besten Willen keine Vorstellung darüber machen, was sich hinter diesen Namen verbirgt. Jedenfalls wäre ich nicht im Traum drauf gekommen, dass die anrüchig klingenden Nonnenfürzle ein harmloses Schmalzgebäck und die nicht minder anrüchigen Bubespitzle einfache Schupfnudeln sind. 

Tja, und Gaisburger Marsch? Das ist ein traditionelles schwäbisches Eintopfgericht, das als Besonderheit die Beilagen Kartoffeln und Nudeln - sorry, hier natürlich Spätzle - miteinander vereint. 

Laut Wikipedia soll der Name „Gaisburger Marsch“ daher rühren, dass im 19. Jahrhundert Stuttgarter Offiziersanwärter eine Vorliebe für einen kräftigen Ochsenfleischeintopf mit Spätzle und Kartoffeln entwickelten, der in der im nahen Gaisburg befindlichen Gaststätte „Bäckerschmide“ serviert wurde. Da die Offiziersanwärter auf dem Weg von der Berger Kaserne in dieses Wirtshaus eine gewisse militärische Marschordnung einhalten mussten, trug das Gericht letztlich den Namen „Gaisburger Marsch“. 

Einer anderen Version - und mir sympathischeren - nach kamen die Gaisburger Männer angeblich in Kriegsgefangenschaft, und ihren Frauen wurde erlaubt, sie mit einer Schüssel Essen pro Tag zu versorgen. In diese Schüssel wurde alles getan, was gut schmeckte und nahrhaft war. Damit marschierten die Frauen dann jeden Tag zu ihren Männern. 

Wenn ich den Gesichtsausdruck des Clubchefs beim Suppe löffeln richtig gedeutet habe, dürfte ich ihn auch gerne öfter mit einer Gaisburger Marsch verwöhnen, auch wenn die Zubereitung ganz schön langwierig ist!



Rezept für 4-6 Teller

Gemüsebrühe
2 Zwiebeln
3 Bund Suppengrün
2 Lorbeerblätter
1 TL schwarze Pfefferkörner
1 TL Senfkörner
4 Pimentkörner
1 TL getrocknetes Bohnenkraut
15 g getrocknete Steinpilze
2 Knoblauchzehen
1 TL Tomatenmark
1 TL Salz

Spätzle
2 Eier
150 g Mehl Typ 405
50 g Hartweizengrieß oder Spätzlesmehl
Salz

Schmorzwiebeln
1 Gemüsezwiebel in dünnen Ringen
1 EL Sonnenblumenöl
Salz 
Zucker
50 ml Weißwein
Pfeffer

600 g festkochende Kartoffeln in Spalten
300 g braune Champignons in dünnen Scheiben
1 Bund Petersilie, gehackt
1 Bund Schnittlauch, in feinen Röllchen

Zubereitung
Zunächst die Gemüsebrühe zubereiten. Hierfür die Zwiebeln halbieren (nicht schälen!) und mit den Schnittflächen nach unten in einer Pfanne ohne Fett dunkelbraun anrösten. Das Suppengrün putzen und zerkleinern und zusammen mit den übrigen Zutaten (inklusive der angerösteten Zwiebeln) und 2 Liter kaltem Wasser in einem Topf zum Kochen bringen. Eine halbe Stunde bei offenem Deckel leise köcheln lassen, dann den Herd abstellen und die Brühe noch 20 Minuten ziehen lassen. Durch ein Sieb in einen anderen Topf gießen.
Bei der Planung sollte man die Zeit, die das Wasser braucht um zu kochen, nicht vergessen - so wie wir ...

In der Zwischenzeit die Einlagen und die Schmorzwiebeln vorbereiten.

Die Kartoffelspalten in Salzwasser ca. 12 Minuten kochen, abgießen und beiseite stellen.

Eine großen Topf mit Wasser aufstellen. Alle Zutaten für die Spätzle zu einem geschmeidigen Teig verrühren, wenn Flüssigkeit fehlt, etwas Milch hinzugeben. Der Teig darf nicht zu flüssig, aber auch nicht zu fest sein. Das kochende Wasser salzen und den Teig portionsweise mit einer Spätzlespresse in das kochende Wasser pressen. Aufwallen lassen, dann die Spätzle herausschöpfen, in einer Schale mit kaltem Wasser abschrecken und gut abgetropft auf einen Teller legen.

Die Zwiebelringe mit einer ordentlichen Prise Salz in einer Pfanne mit dem Sonnenblumenöl bei geringer Hitze weich und gold braun schmoren. Das dauert bestimmt eine Viertelstunde. Dann eine Prise Zucker hinzugeben und mit Weißwein ablöschen. Kurz aufkochen lassen, mit Pfeffer würzen. Beim nächsten Mal werde ich auf das Ablöschen mit Wein verzichten. Ich war etwas traurig, dass die zuvor leicht knusprigen Zwiebeln wieder ganz weich wurden, aber das ist natürlich Geschmackssache. Toll geschmeckt haben sie alle Mal - und die Farbe ist ja auch sensationell (jetzt wisst Ihr, was das Rötliche auf der Suppe ist)!

Die Brühe mit den Champignonscheiben und den Spätzle noch einmal aufkochen und 5 Minuten ziehen lassen. Dann die gekochten Kartoffelspalten hinzugeben und die Suppe mit Salz und Pfeffer kräftig würzen, eine Prise Zucker schadet auch nicht.

Mit den Schmorzwiebeln und den Kräutern bestreut servieren.



Lasst es Euch schmecken,
Euer clubzimmer

Rezept nach "Deutschland vegetarisch" von Stevan Paul