Samstag, 7. September 2013

Phaidon Verlag, "Rezepte für einen italienischen Sommer" - eine Enttäuschung

Eine wirkliche Sensationsidee, dieses Buch am Ende eines wunderbaren Sommers vorzustellen, sehr passend, werdet Ihr Euch jetzt denken.

Doch das ist nicht schlimm. Aus verschiedenen Gründen. 

Den Weg ins clubzimmer fand dieses Kochbuch natürlich am Anfang des Sommers. Kaum hatte ich von der Neuerscheinung des Phaidon Verlags gelesen, nahm ich auch schon den Telefonhörer zur Hand, um die Buchhändlerin unseres Vertrauens mit der Beschaffung zu beauftragen. Schließlich ist auch der legendäre "Silberlöffel" aus dem Phaidon Verlag, da kann man sich ja fast 100% sicher sein, dass diese Neuerscheinung die Erwartungen nicht enttäuscht. 

Dachte ich. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. 

Meine Freude war noch groß, als ich dieses wertige und schwere Kochbuch endlich in den Händen hielt. Die Umschlaggestaltung ist zwar nicht sonderlich modern, aber ganz schön, ebenso die Farbgestaltung der einzelnen Seiten, die nicht weiß, sondern in einem zarten Grauton gehalten sind.


Das Layout und die Fotoauffassung allerdings machen mir wenig Lust, mich in dieses Kochbuch zu vertiefen. Die Rezepte sind ähnlich wie im "Silberlöffel" aufgelistet, linksbündig die Zutaten, rechtsbündig recht knappe Beschreibungen der Zubereitung, mindestens zwei Rezepte auf einer Seite, oft Doppelseiten mit Rezepten ohne Foto. Fotos von den Rezepten folgen dann auf den nächsten Seiten, allerdings nicht für alle. 

Ich brauche keine Photos von Rezepten (sonst würde mir auch Marcella Hazan nicht so gut gefallen), aber wenn es schon Photos gibt, dann finde ich es besser, wenn sie direkt bei den Rezepten sind. 

Die Gestaltung dieses Kochbuchs gibt ihm für mich eher den Charakter eines Nachschlagewerkes, aber weniger den einer Inspirationsquelle, in die ich mich gerne vertiefe.

Die Fotos - sowohl die Food- als auch die Mood-Photos - sprechen mich ebenfalls wenig an. Im Fall der Foodphotos sind sie recht nüchtern, mit wenig Appetite-Appeal und auch bei den Moodphotos springt der Funke nicht über, sie sind sehr blass und für mein Gefühl beliebig. 

Aber das sind ja alles ganz subjektive Vorlieben, wichtig sind in einem Kochbuch schließlich die Rezepte. 

Die Rezepte sind in die Kapitel Picknick, Salate, Grillen, Leichte Mittag- und Abendessen, Sommerfeste, Desserts und Eiscreme & Getränke unterteilt. Diese Unterteilung funktioniert nicht immer, denn natürlich passen die Salat oder Picknickrezepte auch in ein Kapitel mit der Überschrift Grillen. Ich finde mich in dieser Unterteilung nicht intuitiv zurecht.

Jedes Kapital wird mit einem passenden Text eingeleitet. Dabei vermitteln diese Texte weniger die Freude am sommerlichen Tafeln, sondern sind vielmehr eine Aufzählung der Gerichte, die in dem Kapital folgen, mit leicht belehrendem Zungenschlag. 

Und die Rezepte? Auch bei den Rezepten springt der Funke nicht über. Ihnen mangelt es aus meiner Sicht an Orginalität und Eigenständigkeit, auch sind sie nicht zwingend sommerlich. 

Jedenfalls war ich nach der ersten Durchsicht ziemlich enttäuscht. Diese Enttäuschung schlug dann auf der letzten Seite in Ärger um: "Die Rezepte in diesem Buch stammen aus dem Buch Der Silberlöffel ...".

Der steht bei mir im Regal und wird als Nachschlagewerk sehr geschätzt. Es ist toll, so eine Sammlung zu Hause zu haben und die Rezepte finde ich prima, sie funktionieren und sind eine sichere Bank. 

Doch selbstverständlich habe ich bei dieser Neuerscheinung erwartet, neue Rezepte zu lesen und nicht einfach nur einen neuen Aufguss alter. 

Das hat mich sehr verärgert - so sehr, dass ich bis heute noch nichts aus diesem Kochbuch nachgekocht habe, obwohl es durchaus ein paar Rezepte gibt, die mich ansprechen.

Vielleicht verfliegt der Ärger ja mit diesem Post und ich fange an zu kochen. Auf alle Fälle halte ich Euch dann auf dem Laufenden!

(Eventuelle) Nachkochliste

Gemüsepastete Lunigiana
Das hört sich lecker an: Vielerlei Gemüse und Kräuter in einem Teigmantel, frisch aus dem Ofen.

Omelett mit Salat
Schon lange habe ich mir vorgenommen, mal mit Salat zu kochen. Hier wird der Salat in Butter gedünstet, dann mit Ei vermischt und wie ein Omelett gebacken. Endlich mal warmer Salat!

Gefüllte Paprika
Ganz viel Gemüse und Mozzarella in einer Paprika - das muss doch schmecken. Was mich besonders anspricht: Die Paprika wird vorab geröstet und enthäutet. Das stelle ich mir sehr angenehm und besonders soulig vor!

"Rezepte für einen italienischen Sommer" ist im Phaidon Verlag erschienen und hat 430 Seiten