Montag, 12. Januar 2015

Ciabatta


Wer so wie wir als Großstadtpflanze mal aufs Land gezogen ist, der weiß, dass Dinge gibt, die auf dem Land anders sind - um es mal neutral zu formulieren. 

Angefangen von den Öffnungszeiten der Geschäfte - ich sage nur: Mittagspause! - bis hin zu der Tatsache, dass man nach einiger Zeit - vorausgesetzt man hat alles richtig gemacht und besitzt einen (netten!) Hund, mit dem man regelmäßig spazieren geht - mindestens 2/3 aller Dorfbewohner grüßt und sich die Gespräche gerne mit der Bekämpfung von Maulwürfen oder der Befindlichkeit der Milchkühe beschäftigen. 

Und natürlich ist auch das Einkaufen anders. Da der nächste Supermarkt mindestens fünf Kilometer entfernt ist, überlegt man es sich genau, wieviele Liter Milch man benötigt und was man in den nächsten Tagen kochen möchte. Man lernt schnell, dass die großen runden Bälle in der Gemüseabteilung, die vor allen Dingen von den Omis (ja, so nennt man die hier auf dem Land, nicht so distinguiert ältere Damen) gekauft werden, Steckrüben sind. Noch ein paar Jahre später weiß man dann auch, was man mit Steckrüben anfangen kann ...

Man freut sich über einen richtigen Bäcker im Dorf, der keiner größeren Kette angehört, sondern selbst backt und deshalb mitten in der Nacht am frühsten Morgen die Backstube anheizt. Dessen Brot und Brötchen auch am Abend - und sogar am nächsten Tag - noch schmecken und nicht schon mumienhaft verkümmert sind. 
Und der sogar Ciabatta backt - Grundnahrungsmittel aller Großstadtpflanzen mit kulinarisch italienischer Prägung. Doch wenn man dieses Ciabatta dann anschneidet, ahnt man bereits, dass Ciabatta nicht gleich Ciabatta ist. Und der erste Bissen bestätigt dann diesen Verdacht - denn auf dem Land ist manches anders ....

Das heißt, ein gutes Ciabatta selbst zu backen, steht schon länger auf der Wunschliste des clubzimmers. Nun ist das clubzimmer ja keine Backstube, auch wenn erste, zaghafte Versuche mit dem Brotbacken ja zufriedenstellend  verlaufen sind. Doch wenn mich dann ein tolles Kochbuch sinnbildlich ans Händchen nimmt, dann trau ich mich. Vor allen Dingen, wenn es sich um ein Kochbuch von Stevan Paul handelt, der mit "Auf die Hand" im Brandstätter Verlag wieder so einen Kracher auf den Markt gebracht hat, den man immer wieder in die Hand nimmt und aus dem viele Rezepte ganz schnell ins eigene Repertoire wandern, weil sie bestechend lecker sind und einfach gelingen.

So auch diese Anleitung, ein Ciabatta zu backen. So unkompliziert, dass ich zunächst nicht glauben konnte, dass es so einfach sein kann. Noch als ich den Teig in den Ofen schob, war meine Skepsis groß - dieser weiche, formlose Fladen sollte 20 Minuten später als fluffig, feuchtes Ciabatta aus dem Ofen kommt? Ja, kommt es! Lasst Euch nicht beirren, macht einfach weiter, wenn es bei uns immer klappt, dann gelingt es bei Euch auch!

Rezept für ein Ciabatta

400g Mehl Typ 550
15g Salz

350ml lauwarmes Wasser
5g frische Hefe
1 TL Zucker

2 EL Olivenöl

Zubereitung
Das Mehl mit dem Salz mischen. Die Hefe und den Zucker im Wasser auflösen und zu dem Mehl gießen. Verrühren und das Olivenöl hinzugeben. Bei mittlerer Geschwindigkeit mit der Küchenmaschine 5 Minuten kneten - am Ende habt ihr einen ganz weichen Teig, beinah flüssig. Diesen in eine saubere Schüssel geben, mit Folie abdecken und an einem warmen Ort für mindestens 12 Stunden vergessen. 

Dann ordentlich Mehl auf der Arbeitsplatte verteilen und den Teig mit einem Teigschaber aus der Schüssel holen. Mit einem Spatel alle Seiten mehrmals von außen nach innen umschlagen, dabei ruhig mit viel Mehl arbeiten, denn der Teig klebt ordentlich. Allerdings auch nicht zu fest und entschieden, denn er soll seine Fluffigkeit behalten. Auf ein mit Backpapier bedecktes Backblech (oder einer Kasserolle) ablegen, mit einem Tuch bedecken und noch einmal eine Stunde gehen lassen. 

Den Backofen auf 250°C (Umluft) vorheizen. Das Brot (natürlich ohne Tuch) auf der untersten Schiene fünf Minuten anbacken, dann auf die oberste Schiene setzen, den Ofen auf 200°C runterschalten und weitere 20 Minuten backen. Wenn es schon goldbraun ist herausnehmen und auf einem Gitter auskühlen lassen. 



Lasst es Euch schmecken, 
Euer clubzimmer!