Das mit dem Ausgehen ist ja so eine Sache. Waren wir vor Jahren noch fleißige Restaurantgänger, so lassen sich inzwischen die außerhäusigen Essensaufnahmen an zwei Händen abzählen.
Das liegt zum einen an der dörflichen Lebenssituation, die leider dem Vergnügen an Restaurantbesuchen nicht zuträglich ist. Dachten wir am Anfang noch, hier auf dem Land typische, ehrliche Küche mit guten Produkten zu finden, so wurden wir eines Besseren belehrt. Die Restaurants auf dem Land - zumindest in unserem Umkreis - enttäuschen auf ganzer Linie und haben uns mit ihren Fertigprodukten und lieblosen Küche vergrault. Zum anderen wachsen die Ansprüche und auch die zunehmende Kenntnis über Lebensmittel und ihrer Zubereitung trägt wenig zur Akzeptanz mittelmäßiger Küche bei.
Doch glücklicherweise ist Hamburg nicht weit und selbstverständlich gibt es Küchen, von deren Exzellence das clubzimmer nicht mal zu träumen wagt. Die japanische Küche ist eine derer, die wir sehr schätzen, aber höchstens stümperhaft selbst nachstellen können.
Und so zog es uns mal wieder in ein japanisches Restaurant und zwar im Nirgendwo-Irgendwo zwischen Großmarkthalle und den Deichtorhallen. Hier ist noch fast nichts, auf alle Fälle keine touristischen Attraktionen, keine coolen Künstler-Lofts oder
Schon mal ein erstes Argument für dieses Restaurant. Ein nächstes zu finden, fällt in den nächsten Minuten schwer. Das Lokal wirkt von außen wenig ansprechend, beim Eintreten wird man sofort gewahr, dass hier früher mal geraucht - viel geraucht - wurde und Einrichtung und Küche machen einen eher - nun ja - sagen wir es neutral, ungewöhnlichen Eindruck.
Allerdings sind Tische und Stühle sehr smart, denn man sitzt an runden Tischen auf niedrigen, loungigen Stühlen - älteren Semesters, versteht sich. Und der schnelle Blick in die Runde verrät zwei Dinge: Das Lokal wird von native Essern, also Japanern besucht und sämtliche Tische sind reserviert. Das Publikum ist übrigens ein zweites Argument für diesen Japaner: Keine Schicksen, keine Polohemden, sondern eine bunt gemischte, herrlich unaufgeregte und normale Gästeschar. Ganz normale Menschen, in Hamburg!
Und das dritte steht dann nach wenigen Sekunden vor einem: Eine der drei charmanten Japanerinnen, die dem Koch die Bude schmeißen. Jede von ihnen trägt eine geblümte Schürze, eine entzückender als die andere, sowohl Schürze als auch Frau!
Und damit sind wir auch schon beim vierten Argument: Die Speisekarte ist übersichtlich, dabei vielfältig und ganz offensichtlich so gestaltet, alles mit frischer Ware und mit einem Koch bewältigen zu können. Für uns bleibt zunächst einmal kein Wunsch offen: Zwei Seiten voller Vorspeisen und kleiner Gerichte, Salate, Nudelsuppen, fritierte und gebratene Speisen, Topfgerichte, roher Fisch, Sushi & Sashimi, Dessert und sogar zwei Menüs. Und dann noch vier Tagesgerichte, deren Zahl im Laufe des Abends schnell schrumpfte, am Ende stand nur noch Curryreis auf der Tageskarte...
Wir haben uns nicht mit Curryreis aufgehalten, sondern hemmungslos quer durch die Karte gegessen: Gyoza mit Mett und Schnittlauch - lecker, Roher Tintenfisch in Sauce nach Art des Chefs - köstlich, Udonnudelsuppen mit Tempura - soulig, marinierter Schweinebauch - göttlich, Sashimi von Dorade, Thunfisch, Tintenfisch und Lachs - vorzüglich, gegrillte, marinierte Hühnerflügel - zum Wegknabbern gut. Ich könnte die Liste weiter fortführen, es aber auch kurz machen: Alles, was auf den Tisch kam, war vorzüglich!
Und so kann das Resümée nur lauten: Das clubzimmer hat endlich einen Lieblingsjapaner, bei dem man mit lieben Freunden einen wunderbaren Abend verleben kann!
Daruma, Stadtdeich 1, 20097 Hamburg