Freitag, 7. März 2014
Phaidon Verlag, "Fisch - Rezepte aus dem Meer" - ein Wechselbad der Gefühle
Wir haben es wieder getan. Denn jeder hat schließlich eine zweite Chance verdient. Aber es hat lange gedauert, bis wir nach dem Reinfall aus dem Phaidon Verlag wieder zu einer Publikation aus diesem Haus gegriffen haben.
Doch "Fisch - Rezept aus dem Meer" hat uns damit gelockt, dass es nicht nur Rezepte bietet, sondern auch über die unterschiedlichen Arten von Fisch und Meeresfrüchte und deren Zubereitung informiert.
Der erste Eindruck ist sehr positiv. Ein schweres, wertiges Buch liegt vor mir, das Deckblatt ist geprägt, so dass es ein haptisches Vergnügen ist und die Farbgestaltung passt zum Thema. Mir gefällt auch die graphische Gestaltung des Covers, es strahlt ein wenig Understatement und eine gewisse Form von Sachlichkeit aus.
Auch die Foodphotos gefallen mir. Sie konzentrieren sich auf das Wesentliche - die Gerichte - und kommen ohne viel zusätzlichen Firlefanz aus, d.h. relativ wenig Deckchen & Brettchen sind im Bild. Es ist zwar nicht jedes Rezept bebildert, aber trotzdem lockern genug Photos den ansonsten eher kühlen Look auf. Die Gestaltung der Rezeptseite ist klassisch Phaidon-Verlag: Bis zu vier Rezepte auf einer Doppelseite, mit dünnen Strichen abgeteilt. Nüchtern, ausreichend.
Und nicht zu vernachlässigen: Zwei Lesebändchen schüren die Vorfreude auf hoffentlich zahlreiche tolle Rezepte!
Zwischenfazit Look & Feel: Gelungen
Ebenfalls typisch Phaidon-Verlag ist die Tonalität. Hier spricht kein beseelter Autor zu uns, sondern ein routiniertes Verlagshaus. Man erhält alle wichtigen Informationen, auch die Kochbuch-Etikette ist eingehalten, es gibt ein Vorwort und hinreichende Erklärungen zu den einzelnen Fischarten. Mehr aber auch nicht. Das kann man mögen, lieben fällt schwer.
Zwischenfazit Tonalität: Zweckmäßig
Das Buch teilt sich auf nach den unterschiedlichen Arten von Fisch & Meeresfrüchten. Es beginnt mit den weissfleischigen Rundfischen, dann folgen die weissfleischigen Plattfische, die Fettfische, die Süßwasserfische und die Meeresfrüchte. Eine Struktur, die dem Versprechen dieses Kochbuches, eben mehr als Rezepte zu liefern, entspricht. Jedes Kapitel wird mit den Fischen/Meeresfrüchten eingeleitet, die zum jeweiligen Kapitel gehören. Jedem Fisch wird eine eigene Seite gewidmet, es wird kurz etwas über die Herkunft erzählt, dann erfährt man etwas über die gängigsten Zubereitungsarten und Variationsmöglichkeiten. Am Ende des Buches steht eine ausführliche Erläuterung der Grundtechniken, in der man alles über die Zubereitung erfährt und anhand von Fotos die verschiedenen Schritte nachvollziehen kann. Das abschließende Register ist übersichtlich und hervorragend.
Zwischenfazit Struktur und Ordnung: Hervorragend
Neben den informativen Seiten zu den Fischen und Grundtechniken enthält dieses Kochbuch über 200 Rezepte. Wie für diesen Verlag üblich, werden mit den Rezepten viele denkbare Varianten ausgelotet, es gibt viele verschiedene Rezepte - kein Schnickschnack, sondern eher bodenständig und nachkochbar. Allerdings beschränkt sich der Rezeptefundus auf den westeuropäischen, vorwiegend italienischen Raum. Rezepte asiatischer Colour wird man vergeblich suchen.
Die Rezept sind kurz und präzise beschrieben, die Zutatenlisten sind ausführlich, außerdem verweisen Symbole auf die verwendeten Grundtechniken, so dass man gleich weiß, wo man nachschlagen muss.
Es gibt viele Rezepte, die spontan auf unserer Nachkochliste landen, allerdings endet unser erster Nachkochversuch im worst-case-szenario. Damit erleidet unsere Freude an diesem Buch einen deutlichen Dämpfer, allerdings gelingt das zweite Rezept, so dass wir auf eine Ausnahme hoffen. Denn eigentlich finden sich viele schöne Rezepte in diesem Kochbuch, darunter auch viele alltagstaugliche, die wenig Zutaten und relativ wenig Zeit benötigen.
Zwischenfazit Rezepte: Grundsolide, aber nicht gelingsicher
Mein Fazit: Ich werde wohl mit den Veröffentlichungen des Phaidon Verlags nicht mehr warm. Immerhin ist dieses Kochbuch sehr informativ und erfüllt damit einen Teil meiner Erwartungen voll und ganz. Aber es ist (mal wieder) kein Kochbuch, mit dem man sich zum Schmökern aufs Sofa verzieht und das auch beim x. Durchblättern noch Freude bereitet.
Bereits nachgekocht
Meeräsche mit Dill
Schlimmer geht nimmer. Das Rezept klang lecker und zudem idiotensicher. Nachher stand fest: Es ist weder das eine, noch das andere. Der Fisch landete im Mülleimer, wir im nächsten Restaurant.
Zackenbarsch mit mediterraner Sauce
Der nächste Versuch reizte mich wegen der Art, wie die Beilagen zubereitet und angerichtet werden, denn die Kartoffeln dienen in dünnen Scheiben dem Fisch als Bett und garen mit ihm im Ofen. Macht was her, gelingt und schmeckt!
Phaidon Verlag, "Fisch. Rezepte aus dem Meer"